Make it simple!

Gastbeitrag von Kathi Dehne

Vom Zauber der Bäume – Wunderwelt Wald

Hast Du Dir schon einmal einen Baum angesehen?

Das ist eine merkwürdige Frage, wirst Du jetzt vielleicht denken. Natürlich, tagtäglich sehe ich Bäume. Im Garten, im Park, als Stadtbegrünung, am Feldrand, im Wald…

Aber hast Du Dir wirklich schon einmal einen Baum angesehen, ihn betrachtet, mit allen Deinen Sinnen wahrgenommen?

Vielleicht ist es schon eine Weile her, oder vielleicht hast Du Dir auch noch nie die Zeit genommen, einen Baum einmal ganz bewusst wahrzunehmen. Und deshalb werden wir das jetzt einmal gemeinsam tun.

Lasse in Deiner Phantasie einen Baum wachsen.

Nimm Dir richtig viel Zeit dafür, und lasse vor Deinem inneren Auge den Baum in allen Einzelheiten entstehen; seine Wurzeln, seinen Stamm, Äste und Zweige, Blätter, vielleicht Blüten oder Früchte. Sieh Dir den Baum ganz genau an, nimm ihn in all seiner Größe und Schönheit wahr. Und während Du ihn betrachtest, näherst Du Dich dem Baum, bis Du direkt unter ihm stehst.

Knie Dich hin und betrachte einmal seine Wurzeln. Wie stark müssen sie sein, um ein Wesen dieser Größe aufrecht zu halten! Siehst Du, wo sich die Wurzeln in der Erde verankern? Lege eine Hand auf eine Wurzel und spüre die Kraft, die von ihr ausgeht.

Richte Dich nun auf und betrachte den Stamm des Baumes. Wie sieht seine Rinde aus? Lege Deine Hand oder auch Deine Wange an die Rinde. Wie fühlt sie sich an? Ist sie rau oder glatt, rissig oder fein gemasert, klebrig-harzig, feucht oder trocken? Vielleicht kannst Du winzige Insekten sehen, die an der Rinde entlang krabbeln. Oder Du siehst Moose und Flechten, die die Rinde besiedeln und sie in beinahe überirdische Wunderwelten verwandeln?

Kannst Du fühlen, wie der Baum lebt und atmet? Je nachdem, welche Jahreszeit gerade ist, fühlt sich ein Baumstamm wärmer oder kühler an. Wenn Du Dein Ohr an den Stamm legst, kannst Du im Frühjahr sogar hören, wie die nährstoffreichen Baumsäfte von den Wurzeln bis in die Baumkrone aufsteigen.

Nimm den Baum in Deine Arme. Kannst Du ihn umfassen? Spüre die Kraft, die von diesem wunderbaren Wesen ausgeht?

Bäume wachsen in jedem Jahr in die Höhe und auch im Umfang. Wenige Millimeter meist, mit bloßem Auge kaum erkennbar. Wenn Du nun diesen Baum in Deinen Armen hältst, mache dir einmal bewusst, wie alt er sein muss. Bäume können mehrere hundert, ja sogar tausend Jahre alt werden. Was so ein Baum in seinem Leben schon gesehen, gespürt, erlebt haben muss! Wie viele Sommer, wie viele Winter. Kriege, Neuanfänge. Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, leben und sterben. Kannst Du Dir das vorstellen?

Richte Deinen Blick nun nach oben, in die Baumkrone. Versuche, mit Deinen Augen einem Ast in seiner Verzweigung zu folgen, bis in die feinste Zweigspitze. Ist das überhaupt möglich? Wie viele tausende und abertausende feinster Zweige die Baumkrone bilden! Und wie viele tausende und abertausende Blätter an diesen Zweigen sitzen! Man kann sich in diesem Anblick verlieren. Wusstest Du, dass der Umfang der Wurzeln eines Laubbaumes dem Umfang seiner Krone entspricht? Und nun sieh Dir diese gewaltige Baumkrone an. Und mache Dir bewusst, wie weit und tief sein Wurzelwerk reicht.

Diese Größe und Kraft erwecken Ehrfurcht und Demut. Welches Wunder hat Mutter Natur da hervorgebracht!

Und das ist nur ein Baum. Einer unter Millionen, sogar Milliarden auf der ganzen Welt.

Merkst Du, was dieser eine Baum mit Dir gemacht hat? Spürst Du, wie verbunden Ihr seid, Du und der Baum? Und dabei bist Du noch nicht einmal dort, sondern Du sitzt hier, vor Deinem Bildschirm und liest diesen Text. Als ob Bäume zaubern könnten…

… und das können sie auch, irgendwie.

Richten wir unseren Blick von dem einen wunder-vollen Baum auf die große Gemeinschaft der Bäume, den Wald.

Lass uns gemeinsam in den Wald gehen.

Manche Wälder erscheinen, zumindest stellenweise, geradezu verwunschen. Gehst Du dort entlang, kannst Du die Magie förmlich spüren. Es raschelt in den Ästen und Zweigen. Die Bäume scheinen zu wispern und zu flüstern, und Du wagst kaum, ein Geräusch zu machen. Jedes Knacken eines Zweiges unter Deinen Füßen könnte Dich verraten. Aber Du hast keine Angst, oh nein! Du spürst eine Verbundenheit zu der Natur um dich herum, die beinahe greifbar ist. Und Du spürst noch mehr. Vielleicht fühlst Du Dich beobachtet? Oder Du fühlst Dich zu einem bestimmten Baum, einer Wurzel, einem Stein oder einer Erdhöhle besonders hingezogen, ohne dass Du Dir erklären kannst, warum das so ist? Vielleicht hast Du im Augenwinkel eine Bewegung wahrgenommen, aber wenn Du den Kopf wendest, ist nichts (mehr) zu sehen? Vielleicht spürst Du, dass Du nicht allein bist?

Hast Du Dir jemals Gedanken darüber gemacht, ob die Wesen, von denen Du in Märchen, Sagen und Legenden gehört oder gelesen hast, nicht vielleicht doch real sind?

Der Wald steckt voller Wunder. Sie offenbaren sich Dir, wenn Du aufmerksam und achtsam Deine Schritte setzt. Und wenn Du Deine Sinne schärfst für alles, was Dich umgibt. Dabei kann Dir diese kleine Übung helfen:

Schließe Deine Augen und nimm ein paar tiefe Atemzüge. Atme ruhig ein und aus, spüre, wie der Atem in Deine Lungen strömt, spüre Dich, wie Du auf dem Waldboden stehst, Deine Füße, wie sie eins werden mit dem Boden. Richte Deine Aufmerksamkeit ganz auf Dich selbst, nimm Dich dort wahr, wo Du stehst. Lass Dir Zeit dabei.

Lasse die Augen geschlossen und richte nun Deine Aufmerksamkeit nach vorn. Was nimmst Du vor Dir wahr? Was kannst Du hören? Kannst Du etwas fühlen oder riechen? Spüre nach allem, was sich vor Dir befindet. Lass Dir Zeit dabei.

Dann richte Deine Aufmerksamkeit nach links, und nur Deine Aufmerksamkeit. Den Kopf hältst Du weiter nach vorn gerichtet. Was kannst Du auf Deiner linken Seite wahrnehmen? Spüre nach allem, was sich auf Deiner linken Seite befindet. Lass Dir Zeit dabei.

Richte Deine Aufmerksamkeit nach rechts. Was kannst Du wahrnehmen? Spüre nach allem, was sich auf Deiner rechten Seite befindet. Lass Dir Zeit dabei.

Und nun richte Deine Aufmerksamkeit nach hinten. Was kannst Du wahrnehmen? Spüre nach allem, was sich hinter Dir befindet. Lass Dir Zeit dabei.

Und wenn Du bereit bist, gehen wir weiter, tiefer in den Wald hinein.

Du wirst bemerken, wie sich die Luft verändert. Wie frei und tief Du plötzlich atmen kannst – und wie wunderbar gut es im Wald duftet! Moos, feuchte Erde, das alte Laub vom letzten Jahr. Der herbe und gleichzeitig süßliche Duft vereinzelter Nadelbäume. Der Geruch nach Pilzen. Oder auch nach tierischen Waldbewohnern – Fuchs, Wildschwein und auch Hirsche lassen sich tatsächlich „erschnuppern“.

In einem reinen Buchenwald, wie es unsere einstigen Ur-Wälder waren, aber auch in Mischwäldern aus Buche, Eiche, Esche und Birke gibt es so gut wie kein Unterholz. Das Licht reicht für einen Bewuchs einfach nicht aus. Außer im Frühling, wenn die Bäume noch kein Laub tragen: dann sprießen unzählige Pflanzen aus dem Boden, Buschwindröschen, Veilchen, Schlüsselblumen, aber auch Bärlauch und andere Kräuter, und verwandeln den Waldboden in ein Blütenmeer. So lange, bis sich das Blätterdach schließt und es im Wald wieder dunkel wird. Dennoch ist der Waldboden beileibe nicht leer – altes Laub, herabgefallene Äste, ganze umgestürzte Bäume, die Moosen und Flechten, Pilzen, Insekten und anderen Wesen ein Zuhause bieten, während sie langsam und stetig wieder zu Erde werden, lassen den Wald zu einem wirklichen Urwald werden – voller Geheimnisse, Mystik und Magie.

So wie der Wald mit seinem dichten Blätterdach das Licht verschluckt, so verschluckt er auch die Geräusche der Außenwelt. Straßenlärm, die Geräusche von Landmaschinen auf den umliegenden Feldern, Industriegeräusche – nichts davon ist mehr zu hören. Stattdessen eröffnet sich Dir eine ganz neue Klangwelt – das Rauschen des Windes in den Baumkronen. Das Knacken und Knarren der Stämme, die sich im Wind biegen oder aneinander reiben. Das Rascheln Deiner Füße in der Laubstreu. Oder wird das Geräusch Deiner Schritte gar von den dicken Moospolstern verschluckt? Ein plötzlich auffliegender Vogel, der mit klatschenden Flügelschlägen entschwindet. Vogelgezwitscher, der Alarmruf eines Eichelhähers oder das Klopfen eines Spechtes. Das Summen kleiner Insekten. Oder aber auch totale Stille. Ich finde es so eindrucksvoll, dass es in einem Wald, der doch voller Leben steckt, manchmal so still sein kann!

Wenn wir weiter gehen, wirst Du bemerken, wie unterschiedlich sich der Waldboden anfühlt. Weich und federnd an einer Stelle, an einer anderen beinahe morastig. Wieder an anderer Stelle hart und trocken oder sandig. Dir wird auffallen, dass es beinahe unmöglich ist, lautlos durch den Wald zu gehen – irgendein Blatt oder Zweig raschelt immer… Wie schaffen das bloß die Füchse, Rehe und anderen Waldbewohner?

Lass uns eine Pause machen und lehne Dich an einen Baum. Vielleicht kannst Du die Kraft des Baumes spüren, die auf Dich übergeht.

Je länger Du Dich im Wald aufhältst und je mehr Du Dich für seinen Zauber öffnest, desto mehr Wunder werden sich Dir offenbaren:

Ein winziges Baum-Kind zu Deinen Füßen.

Eine Ameisenstraße.

Glitzernde Tautropfen.

Eine kleine Schnecke an einem Grashalm.

Unzählige Pilze in den verschiedensten Farben und Formen.

Ein verrottetes Blatt, von dem nichts als die feinen Äderchen übriggeblieben sind.

Moosbewachsene Baumstümpfe.

Gewaltige, verschlungene Wurzeln.

Zarte Spinnweben, die im Sonnenlicht wie Feen Haar schimmern.

Wildpfade, die in die geheimnisvollen Tiefen des Waldes führen.

Ein verstecktes Gewässer.

Und – ist das nicht ein Gesicht in der Baumrinde?

Die Baumwurzel dort – sieht sie nicht wie eine Schlange aus? Oder wie ein Drache?

Ob die Löcher im Boden zwischen dem Wurzelwerk Eingänge ins Reich der Zwerge sind?

Vielleicht, meinst Du, hat Dir da Deine Phantasie einen Streich gespielt. Der Wissenschaftler nennt dieses Phänomen Pareidolie – das Erkennen von Gesichtern oder vertrauten Wesen oder Gegenständen in Dingen oder Mustern. Ich aber bin überzeugt, dass es sie gibt, die zauberhaften Naturwesen. Sie zeigen sich dem, der mit Ehrfurcht und offenem Herzen ihren Wald betritt. Manchmal sind die Grenzen zwischen Phantasie und “wahrem” Erleben, zwischen Wissen und Glauben fließend. Vielleicht ist es dir auch schon einmal passiert, dass Du plötzlich Bilder, Gedanken oder Worte im Kopf hattest, und Du Dich fragtest, wo das denn jetzt auf einmal herkommt. Die Wesen des Waldes treten auf ganz unterschiedliche Weise mit Dir in Kontakt. Nimm alles an, was Dir begegnet, sieh es als Botschaften aus einer anderen Welt und versuche, das Erlebte nicht in Frage zu stellen.

Das erscheint Dir alles un-glaublich?

Denke einmal zurück an die Zeit, in der die Märchen, Sagen und Legenden, die wir heute kennen, entstanden sind. Die Menschen zu jener Zeit lebten viel enger mit der Natur verbunden als wir heute. Ihr Leben war nach den Jahreszeiten ausgerichtet, ihr Fortbestehen vom Wetter und von den Pflanzen und Tieren abhängig, die ihnen ihr Überleben sicherten. Das Leben zu jener Zeit war hart und entbehrungsreich. Da war es doch nur natürlich, dass man sich einen Zauber, einen magischen Helfer, einen guten Rat oder sonst ein Wunder wünschte, um das Leben etwas erträglicher zu gestalten.

Märchen, Sagen und Legenden enthalten immer auch ein Fünkchen Wahrheit, denn sie spiegeln eben jenes Erleben der Menschen wider, aber auch ihre Träume und Wünsche. Wie aber kann man Geschichten über Feen und Elfen, Zwerge, Gnomen, Trolle und andere Naturwesen erzählen, wenn es diese nicht wirklich gibt? Und welcher Ort ist besser geeignet, um deren Zauber zu spüren, als der Wald? Im Wald gibt es eben nicht nur Bäume und Sträucher, Vögel und Insekten, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Füchse und Kaninchen, die uns vielleicht auch tatsächlich einmal über den Weg laufen. Der Wald ist auch Heimat unzähliger anderer Geschöpfe und Naturwesen, die auf ihn achten und ihn schützen. Du magst daran glauben oder nicht – sie sind da. Manchmal zeigen sie sich. Manchmal hinterlassen sie Dir eine Botschaft. Und sie freuen sich, wenn Du ihren Wald in dem Wissen betrittst, dass sie da sind, dass Du auf sie und ihren Lebensraum achtest und ihnen vielleicht auch etwas Gutes tust.

Und nun gehe hinaus in den Wald, genieße seinen Zauber und entdecke Deine ganz eigene Wunderwelt!

Hi, mein Name ist Kathi Dehne.

Ich bin Natur-Erlebnispädagogin, Tierkommunikatorin und Schöpferin der „WunderWege“, Deinem Ort für besonderes Naturerleben und Achtsamkeit. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, dann besuche mich gern auf meiner Facebook-Seite oder auf meinem youTube-Kanal.

Wir sehen uns dort, ich freue mich auf dich!